Alkoholfreier Sekt - braucht man das?

alkoholfreier Sekt
Alkoholfreier Sekt und alkoholfreier Wein sind aktuell ein echter Trend. Es gibt sogar ganze Unternehmen (wie etwa Kolonne Null), die ausschließlich solche Wein-Produkte herstellen. Ich selbst habe in der Vergangenheit eher einen Bogen um solche Flaschen gemacht. Nicht zuletzt auch aus schwäbischer Sparsamkeit; schließlich kosten diese Flaschen oft mehr, als die alkoholhaltigen „Originale“. 
Aber mal ganz von vorne begonnen:
 

Was ist alkoholfreier Sekt überhaupt?

Dafür schauen wir uns am besten nochmal ganz kurz an, wie man eigentlich Sekt macht. Und zwar ganz kurz und einfach. Versprochen.

Wie macht man Sekt?

Als Erstes braucht man natürlich Trauben, die i.d.R. etwas früher gelesen werden, als für Wein, damit sie noch mehr Säure und weniger Zucker haben. 
Dann presst man den Saft ab und lässt ihn zu einem trockenen Wein mit verhältnismäßig wenig Alkohol (10%-11% vol.) vergären. Sobald das erledigt ist, kommt der Wein in einen Druckbehälter. Das kann ein Tank sein oder bei hochwertigerem Sekt direkt die Flasche, in der er später verkauft wird.
Dort wird dann Hefe und Zucker zugegeben und das Ganze wird verschlossen.
Die Hefen vergären auch diesen Zucker zu zusätzlichem Alkohol. Dabei entsteht aber auch jede Menge CO₂, was jetzt aber durch den Druckbehälter nicht entweichen kann. Deshalb löst sich das CO₂ als Kohlensäure im Wein und macht den zuvor stillen Wein nun zu einem spritzigen Sekt.

Wie verschwindet der Alkohol aus dem Sekt?

Für „normalen“ Sekt wäre hier schon Schluss und er könnte getrunken werden. Aber alkoholfreier Sekt hat noch jede Menge Arbeit vor sich. Nun muss dem fertigen Sekt der Alkohol entzogen werden. Vielleicht wisst ihr noch, dass Alkohol und Wasser sehr unterschiedliche Verdampfungstemperaturen haben. So funktioniert ja auch das „Brennen“ von Schnaps oder Whisky.
Damit aber möglichst viele Aromen im Sekt erhalten bleiben, macht man das nicht durch Erhitzen, sondern am schonendsten mittels Vakuumverfahren. Man senkt also mit Vakuumpumpen den Druck im Tank mit dem Sekt so weit ab, dass der Alkohol bei Raumtemperatur verdampft, während das Wasser und die Aromen im Wein zurückbleiben. Leider verliert man dabei aber genauso alle Kohlensäure, weshalb diese jetzt wieder zugesetzt werden muss. Ähnlich wie bei Soda-Club. Erst dann ist man fertig und hat alkoholfreien Sekt. Also wirklich jede, jede Menge Arbeit.

Wer jetzt aber denkt „Na toll, da hätte ich auch direkt Traubensaft nehmen können und den mit Kohlensäure aufspritzen“, der täuscht sich. Durch den Gärungsprozess entstehen nämlich nicht nur CO₂ und Alkohol, sondern auch jede Menge neuer Aromen. Für den Geschmack ist die Gärung also trotzdem wichtig, auch wenn Kohlensäure und Alkohol von der Gärung später entfernt werden. 

Fazit: Braucht man das?

Nun, hier gehen die Geschmäcker sicher auseinander. In unserem Youtube Video dazu haben wir 3 Vertreter der Kategorie getestet und kamen zu dem Schluss, dass wir persönlich lieber zu Alternativen wie Cola, einer fancy Limo, Gingerbeer oder Ähnlichem greifen würden, wenn es alkoholfrei sein soll. Tatsächlich schmeckten die alkoholfreien Sekte, die wir hatten, auch deutlich mehr wie eine besondere Limo, als dass sie wie echter Sekt geschmeckt hätten. Preislich allerdings kosteten sie noch mehr als echter Sekt.
Mit anderen Worten also: Mehr zahlen, weniger bekommen (weil der Alkohol fehlt.)
Daher kann unsere Empfehlung vom Weinigel nur lauten: Wer es wissen will, kann das gerne mal probieren, aber wer gerne Sekt mag, der wird wohl kaum glücklich werden damit.